Es ist Wochen her. Zwei Singles lernten sich in einer bekannten Singlebörse kennen- und später auch lieben. Alles, was die beiden Turteltauben voneinander wissen, sind Name, Hobbys, Ihre Neigungen und Abneigungen sowie Ihre Stimmen. Dennoch scheint für die Single-Frau und ebenso für den Single-Mann eins ganz klar zu sein: ihre gemeinsame Zukunft!
Wie kann es möglich sein, dass zwei Personen, welche sich nicht einmal persönlich begegnet sind, plötzlich von Zukunftsplänen reden und sich hierzu freudenfroh in gemeinsamen Chats austauschen? Jeder „vernünftige“ Mensch würde warten, bis er oder sie den potentiellen Partner im realen Leben begegnet ist. Warum also denken manche virtuell verliebten Paare, es anders angehen zu können? Haben sie denn gar keine Angst, aus diesem eigenwillig gestrickten Traum irgendwann enttäuscht zu erwachen?
Wie es ausschaut, nicht. Psychologen gehen sogar davon aus, dass alleine die stärkenden Gedanken sowie der feste Wille die virtuellen Grenzen zu sprengen vermag. Das bedeutet: Mann und Frau fühlen sich extrem eng miteinander verbunden. Alles Fremde, jede Furcht weicht. Das Glück und der Wunsch nach wärmender Zweisamkeit gewinnt in kürzester Zeit die Oberhand und verdrängt selbst die ärgsten Zweifel, welche vielleicht anfangs noch bestanden. Erstaunlich, was unser Glaube alles kann. Finden Sie nicht?
Zukunftspläne brauchen Nahrung und diese schöpfen sie aus dem Reich der Fantasie
Wie schön ist es zu träumen, mit einem Mann oder einer Frau auf der anderen virtuellen Seite, welcher bzw. welche genauso fühlt und auch so denkt wie man selbst. Dies ist geradezu ein kleines Wunder respektive ein himmlisches Geschenk, das jedem Verliebten augenblicklich das Herz aufgehen lässt.
Doch wie und wann kommt eigentlich das Gefühl auf, die gemeinsame Zukunft im Chat zu planen?
Auf diese Frage weiß Moni W. eine ganz simple Antwort:
Rainer und ich lernten uns vor einem halben Jahr online, also in einem virtuellen Chatraum kennen. Er schrieb mich lieb an und ich hatte gleich das (Bauch-) Gefühl, dass Rainer anders war als all die anderen Single-Männer, die mich bisher daten wollten. Wir chatteten bereits am allerersten Tag vier lange (gefühlt sehr kurze) Stunden. Wir plauderten über dies und das und ich gestehe, dabei floss die eine oder andere Freudenträne bei mir.
Täglich hatten wir eine Verabredung im Chat, immer zur gleichen Zeit, nämlich genau dann, wenn ich erschöpft von der Arbeit nach Hause kam. Rainer schaffte es immer wieder, mich aufzubauen, mich glücklich und zufrieden, ja sogar tatendurstig zu stimmen. Das fand ich einfach nur sensationell. Irgendwann fragte Rainer mich, ob ich mir eine gemeinsame Zukunft vorstellen könnte? Mir stockte der Atem. Tausend Gedanken rasten durch meinen Kopf, mein Herz pochte ganz laut und meine innere Stimme sagte laut und deutlich „Ja!“.
Gut wir kannten uns nur virtuell. Da Rainer nicht gerade um die Ecke wohnte, würde dies auch noch eine Zeit lang so bleiben. Da wir uns unserer Liebe aber total sicher waren, wollten wir unsere gemeinsame Zukunft unbedingt sofort planen. Es machte riesen Spaß, mit Rainer jeden einzelnen Schritt unserer Beziehung bis ins kleinste Detail durchzugehen. Zudem half es, die lange Wartezeit bis zum realen Treffen zu versüßen.
Unser Plan sah jedenfalls folgendermaßen aus:
- Erster Schritt: tägliche Telefonate. Wir
erzählten uns, was wir erlebten, wie wir es empfanden und tauschten Meinungen
aus. - Zweiter Schritt: WhatsApp-Kontakte
zwischendurch. Da wir beide während unserer Arbeit kaum telefonieren konnten,
überraschten wir uns in den Pausen mit liebevollen Nachrichten. - Dritter Schritt: Chat-Sessions. Das Abendritual
blieb gleich, zuerst chatten und dann ein süßer Gute-Nacht-Anruf. - Vierter Schritt: Wohnungssuche. Wir schauten uns
nach einer passenden Wohnung auf immoscout.de, immonet.de und Co. um. Natürlich
sollte es eine Wohnung sein, welche sich nicht allzu weit von unseren
Arbeitsplätzen befand. - Fünfter Schritt: Gemeinsame Freunde. Ich brachte
Rainer meinen Freundeskreis und er mir seinen im Chat-Raum näher. So schufen
wir noch mehr Vertrauen und Sicherheit. - Sechster Schritt: Treffpunkt. Unser erstes
richtiges Date sollte an einem super romantischen Ort stattfinden. Wir planten
Ort, Zeit, Restaurant, Hotel und alles, was dazu gehört. - Siebter Schritt: Absprache. Wir versprachen uns,
uns gegenseitig bei der ersten richtigen Begegnung und auch zukünftig ganz viel
Zeit zu lassen.
Natürlich setzten wir nach einer vereinbarten Zeit alle Schritte und Pläne um. Unsere Freunde staunten und wir gaben uns noch keine 9 Wochen später das „Ja“-Wort, was wir übrigens bis heute nicht bereuen. Wir sind superglücklich und basteln weiter an unserer gemeinsamen Zukunft. Ich empfehle jedem Single es selbst auszuprobieren. Es lohnt sich, wie man sieht. Und ehrlich gesagt, finde ich es rückblickend ganz gut, dass wir nicht im gleichen Ort wohnten. So hatten wir viel Ruhe und Zeit, uns für den richtigen Zukunftsweg zu entscheiden!
Die Zukunft kann man am besten voraussagen, wenn man sie selbst gestaltet. (Alan Kay)
Bildnachweis: Stock-Fotografie-ID:529994609 ; Fotos-man-949058