Zu Großmutters und Großvaters Zeiten hielt eine Ehe bis ans Ende aller Tage. Treue wurde vorausgesetzt und Scheidungen, in der Form, wie wir sie heute kennen, passten kaum in das Bild einer Gesellschaft, welche teils kriegsbedingt näher zusammenrücken musste.
Doch die Zeiten wandelten sich, sowohl für Männer als auch für Frauen. „Heimchen am Herd“ stößt heutzutage eher auf bedauernde Blicke. Frau möchte etwas erleben und Mann sowieso. Auch die Gesetze durften einen Wandel erfahren. So wird die Schuldfrage bei einer Scheidung schon lange nicht mehr gestellt. Mag dies ein Grund für mehr Untreue sein? Umfragen zufolge gibt es immer noch Paare, welche sich die ewige Treue schwören – nicht nur schwören, sondern auch wirklich bereit sind, diese für immer einzuhalten. Umfragen zeigen aber auch, dass gerade jüngere Menschen (zwischen 20 und 35 Jahren) sich mit der ewigen Bindung etwas schwerer tun, als Männer und Frauen ab 50 oder 60. Ist es wahr, dass treue Menschen bestimmte Merkmale besitzen, die dem eher unbeständigem Personenkreis definitiv fehlen?
Treue: zwischen Leibeigenschaft und freiwilliger Hingabe
Mit der Treue ist es wie mit der Liebe. Beides kann weder eingefordert noch erbettelt werden. Entweder, das Gefühl stimmt, oder die Oberflächlichkeit in der Beziehung wird siegen. Treue bekommt Mann oder Frau sozusagen als Sahnehäubchen dazu geschenkt, wenn der Partner bzw. die Partnerin sich freiwillig dafür entscheiden einen Bund fürs Leben einzugehen und dieses Versprechen auch ernst nehmen.
Was Ina W. und Jörg Z. (Namen v. d. Red. geändert) vom Thema Treue halten?
Immerhin leben Ina und Jörg seit etwa 5 Jahren in einer eheähnlichen Beziehung. „Am Anfang fiel es ganz leicht, Jörg treu zu sein. Ich war mega verliebt und hätte mir nie und nimmer einen Seitensprung erlaubt. Warum auch, ich war glücklich! Und vielleicht auch, weil ich es einfach für richtig hielt und Jörgs Gefühle auf gar keinen Fall verletzen wollte.“ „Nach zwei Jahren fing es dann irgendwie in unserer Beziehung zu kriseln an. Ina zog sich nicht mehr so hübsch wie früher an und auch ihr Ton mir gegenüber änderte sich. Ich wollte reden, sie blieb stumm und verließ einfach die Wohnung. Das war dann auch der Tag, an dem ich dachte, dass Ina einen neuen Partner hat.“
„Was einfach nicht stimmte!“, ergänzt Ina. „Mir war einfach nur langweilig. Jörg und ich unternahmen wenig und mir fiel auf gut Deutsch gesagt fast die Decke auf den Kopf. Ich brauchte frische Luft, mehr Abwechslung. Wir lebten ja schon fast wie ein altes Ehepaar, welches sich gegenseitig die Haare kämmt und die Schnürsenkel bindet. Einfach nur öde!“
„Ich war tierisch eifersüchtig und folgte Ina Schritt auf Schritt, bis sie schließlich vor mir stand und meinte, dass sie sich jetzt tatsächlich einen neuen Lover suchen würde. Und das tat sie dann auch.“
„Aber nicht für lange“, lacht Ina. „Ich erkannte schon bald, wo mein Herz wirklich hingehört und ich kehrte reumütig zu Jörg zurück.“
„Nach dieser Bauchlandung haben wir viel über uns und unsere Beziehung geredet. Klar wollten wir von Anfang an einander treu sein. Aber um die ersehnte Treue zu erhalten, muss man auch einiges für die Beziehung tun!“, stellt Jörg abschließend fest, bevor er mit seiner Ina Arm in Arm den Marktplatz verlässt.
Wie verleiht man der „altmodischen“ Treue den richtigen Drive?
Altmodisch ist Treue für Menschen, welche gerne in offener Ehe bzw. in einer offenen Beziehung leben möchten. Das ist absolut OK und ist zudem reine Geschmackssache. Wer jedoch von Anfang an auf beidseitige Treue setzt, für den wird Treue niemals altmodisch sein.
Folgende Tipps helfen Liebespaaren, die Treue so lang wie nur möglich zu bewahren:
- Treue setzt Vertrauen und Freundschaft voraus, dies bedeutet für die Beziehung: gegenseitig Freiheiten lassen, und Probleme, sobald sie auftauchen, auf den Tisch bringen.
- Ein freies Zusammengehörigkeitsgefühl erzeugen: Öfter mal gemeinsam etwas Spannendes unternehmen, bringt Schwung in die Beziehung und beflügelt die Liebe jeden Tag aufs Neue.
- Wer seine Liebste bzw. seinen Liebsten öfter mal mit einem kleinen Geschenk überrascht, zeigt ehrliches Interesse an seinem Partner oder seiner Partnerin – auch nach Jahren. Dies schmeichelt und ehrt natürlich ungemein und hält die Treue, welche der Partner oder die Partnerin sich einander spenden sicher und warm.
- Paare, welche jeden Tag genießen, sich gegenseitig fordern aber nie überfordern und immer ein Späßchen für einander auf den Lippen tragen, denen bleibt die Treue nicht selten bis in alle Ewigkeiten erhalten.
„Treue üben ist Tugend, Treue erfahren ist Glück.“ (Marie von Ebner-Eschenbach)
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