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Gefühlskälte: gibt es das wirklich?


Zwei gefühlslose Masken auf roten Stoff

Alexithymie (Unfähigkeit Gefühle auszudrücken) darunter versteht man eine Form von Gefühlsblindheit bzw. von Gefühlskälte. Menschen mit diesem Persönlichkeitsbild fühlen weder Trauer noch Freude. Zwar handelt es sich nicht um eine Krankheit, aber dennoch um eine ausgeprägte Gefühls-Legasthenie, welcher eine Störung der emotionellen Wahrnehmung sowie der gesamten Gefühlswelt zu Grunde liegt.

Am Beispiel von Jan (Name v. d. Red. geändert) ist gut zu erkennen, wie eine Alexithymie sich entwickeln kann:

Jan (33) ist anders als andere Männer seines Alters. Schon als Kind fiel es ihm schwer, Gefühle zu zeigen. Er war zwar ein aufgeweckter Spielkamerad und ein kluger Erfindergeist, aber über allem hing damals schon eine sich nicht öffnen wollende Regenwolke. Jans Eltern hatten kaum Zeit für ihren Sohn und fanden sein etwas unterkühltes Verhalten normal. Jan störte ja keinen damit. Ganz im Gegenteil, jemand der nicht gleich bei jedem „Pieps“ laut loslacht oder wie eine Sirene zu heulen beginnt, ist eher wohlgelitten unter Gleichaltrigen und erst recht unter Erwachsenen.

Die ersten Anzeichen

Dass irgendetwas anders war, bemerkte Jan, als er Lina kennenlernte. Er fand sie nett und unterhaltsam und lud sie nach mehreren zaghaften Anläufen zu einem Kinobesuch ein.  „Das ist doch jetzt richtig so?“, fragte er einen Freund, welcher ihn zunächst nur verständnislos ansah und grinste. Jan wollte lediglich wissen, ob es eine gute Idee war mit einer Frau auszugehen. Alle in seinem Freundeskreis hatten bereits eine Freundin. Nicht, dass er Sehnsucht nach einer intakten Beziehung suchte — es war eher so, dass er mit seinen Kameraden mithalten wollte.

Genau dies bemerkte Lina und ihr Interesse an Jan schwand von Stunde zu Stunde. Als Jan Lina nach einem neuen Date fragte, schüttelte Lina nur mit dem Kopf: „Lass stecken, es fällt mir sehr schwer, mit einem Eisklotz befreundet zu sein. Wir sollten das besser sein lassen.“ Jan begann sich Gedanken zu machen. Was stimmte denn nicht mit ihm? Traurig war er nicht, froh über die Abfuhr war er auch nicht wirklich. Ja, was war er dann? Jan vertraute sich seiner älteren Schwester an. Diese empfahl ihm, gerade weil er schon einen gewissen Leidensdruck empfand, einen Neurologen respektive einen Psychotherapeuten aufzusuchen. “Alexithymie“, lautete die Diagnose, mit der Jan erst einmal nichts anfangen konnte.

Symptome einer Gefühlskälte und deren Behandlung

Studien ergeben, dass etwa 10 Prozent der Bevölkerung von den maßgeblichen Symptomen einer Gefühlsverarmung betroffen sind. Oft ist der EQ (Emotionale Intelligenz) nur schwach ausgeprägt, oder scheint kaum vorhanden zu sein. Betroffene berichten nicht selten über die Unfähigkeit, Gefühle in Worte zu fassen geschweige denn diese dem geliebten Partner zu zeigen.

Weitere Anzeichen für eine etwaige Gefühlsschwäche:

  • Das Unvermögen eigene Gefühle richtig wahrzunehmen und zu steuern.
  • Ein gezieltes Einsetzen von Gefühlen, um beispielsweise ein bestimmtes Ziel schneller zu erreichen, ist Menschen mit „Alexithymie“ kaum gegeben.
  • Die nachhaltige Unfähigkeit, Gefühle an ihre Lieben authentisch und spontan weiterzugeben, ist bei Partnern mit Gefühlskälte deutlich spürbar.
  • Menschen mit der Diagnose „Gefühlskälte“ können Gefühle anderer schlecht verstehen bzw. nicht deuten.
  • Besonders schwer fällte es Betroffenen sich in ihre Umgebung emotional hineinzuversetzen.
  • Betroffene fühlen sich außer Stande, körperliche Empfindungen von emotionalen Signalen zu trennen.
  • Menschen mit diesem Persönlichkeitsbild können kein Mitgefühl transportieren.
  • Oft leiden gefühlsarme Menschen unter Spannungs- und Erregungszuständen und wirken unruhig.
Mann liegt mit Schlafstörung wach im Bett
Schlafstörungen gehören zu den häufigsten Symptomen bei Alexithymie

Die Auswirkungen

Jan fühlte sich, seit er denken kann, irgendwie in sich selbst gefangen. Ja, da waren durchaus Gefühle, nur konnte er sie einfach nicht in jedem Detail betrachten und für sich auswerten. Da war irgendein Riegel vorgeschoben und dies sorgte bei Jan häufig für Überspannung. Da er sich emotional kaum artikulieren konnte, reagierte sein Körper mit teils heftigen psychosomatischen Symptomen wie Schlafstörungen, Herzrasen oder Magen- und Darmbeschwerden.

In einer Partnerschaft kommt es aufgrund dieser „Unterkühlung“ zu Problemen. Die Persönlichkeit eines Alexithymie-Betroffenen ist eher zielorientiert. Sex muss möglichst schnell von statten gehen, Händchenhalten und zärtliche Berührungen fehlen oft gänzlich.

Die Therapie

Jan musste einige Fragenbögen zu seiner Verhaltensweise ausfüllen, bevor er professionelle Hilfe in Anspruch nehmen durfte. Er lernte in einem zeitlich überschaubaren Prozess Emotionen zu erkennen, wahrzunehmen und wiederzugeben. „Es war wie ein Neuanfang, so als ob sich eine lang verschlossene Tür zu öffnen beginnt. Ich fühle mich irgendwie freier und entdecke gerade die Freuden des Liebens, des ehrlichen Lachens und der Selbstzufriedenheit. Die starken Spannungs- und Erregungszustände lassen allmählig nach. Und eine neue Partnerin habe ich auch zu verkünden. Das Leben beginnt mir mehr und mehr Spaß zu machen. Ich liebe es!“

Bildnachweis: Depositphotos_4583818_l-2015; Depositphotos_103751930_l-2015