Grundsätzlich gilt die Paartherapie als bewährtes Mittel zur Lösung von Beziehungsproblemen. Möchte nur einer der beteiligten diese Methodik nutzen, kommt es zu einem alleinigen Beziehungs-Coaching, dessen Sinn allerdings hinterfragt werden muss.
Nachstehend sind Gründe zusammengefasst, die hier dafür bzw. dagegen sprechen.
Vorteile einer Solo-Paartherapie
Konflikte in Partnerschaften müssen nicht immer mit dem Gegenüber zu tun haben, sie können ihre Ursache auch in einem selbst haben. Ein häufiges Thema ist eifersüchtiges Verhalten, das oft auf der Grundlage von Verlustängsten entsteht. In der Folge wird der Partner ständiger Kontrolle ausgesetzt, was über kurz oder lang zu einer riskanten Dynamik in der Beziehung führen kann. Hier kann eine Solo-Paartherapie durchaus nützlich sein, um eine Reduktion der Verlustängste zu erreichen.
Es liegt auf der Hand, dass jemand mit vertrauenswürdigem Verhalten auch Vertrauen erhält. Versucht ein Teil beispielsweise eifersüchtiges Verhalten herauszufordern, indem er ohne Erklärung ein Date nicht wahrnimmt oder offensiv mit anderen flirtet, entwickelt sich automatisch eine Verlustangst. Um hier festzustellen, welcher Teil des Paares die Dynamik des Szenario auslöst, gilt es beide in den Fokus der Beziehungsarbeit zu setzen. Sonst bleiben am Ende offene Fragen und Vermutungen bestehen.
Paartherapeuten können weder urteilen noch hellsehen
Viele, die sich für eine Paartherapie entschließen, erhoffen sich in erster Linie eine Bestätigung ihrer eigenen Persönlichkeit und gehen davon aus, dass sich der Partner ändern muss. Doch ein Paartherapeut hat in erster Linie die Aufgabe, den Beteiligten Hilfestellung zu geben, um in einen Gesprächsprozess zu kommen, der bisher nicht möglich war. Eine Einzel-Paartherapie ist dazu aber nur bedingt geeignet, denn sie beleuchtet meist nur eine Konfliktpartei.
Damit empfiehlt sich eine Therapie mit beiden Partnern, sofern langfristige und nachhaltige Veränderungen im Umgang miteinander gewünscht sind. Erfahrungen haben bewiesen, dass Klienten während der Sitzungen immer wieder über den nicht präsenten Teil sprechen und damit der eigentliche Ansatz der Therapie auf der Strecke bleibt.
Eine Paartherapie gelingt nicht immer
Gründe für das Verhalten des Partners kennen zu wollen, gilt als nachvollziehbar, möchte man eine erfüllende Beziehung führen. Doch es ist nicht immer einfach, bestimmte Verhaltensmuster jemandem näher zu bringen, der einem nahe steht. Hier kann die Paartherapie ein Vorteil sein, denn sie kann aufzeigen, wie die eigene Haltung zur Beziehung bzw. zum Konflikt definiert ist oder Verständnis für die Dynamiken in der Partnerschaft aufzeigen. Ebenso ergeben sich durch sie möglicherweise Ansätze für eine gelungene Kommunikation miteinander oder zur Lösung von Konflikten. Natürlich ist mit dieser Therapieform auch das Risiko verbunden, zu viel von sich selbst preiszugeben oder den Eigenanteil am Konflikt falsch einzuschätzen.
Paartherapie alleine oder zu zweit?
Eine erfolgreiche Paartherapie trägt zur Verbesserung der Beziehung und zur Konfliktlösung bei. Aber macht sie auch Sinn, wenn nur einer der beteiligten Partner dazu bereit ist? Eine solo durchgeführte Paartherapie kann durchaus Vorteile haben, birgt aber auch Risiken.
Vorteile der alleinigen Durchführung
Eine allein durchgeführte Paartherapie bietet die Möglichkeit einer Bestandsaufnahme der eigenen Haltung zum Partner bzw. zu den vorhandenen Konflikten. Damit kann möglicherweise eine Entscheidung zu notwendigen Veränderungen oder auch nicht nötigen Anpassungen einfacher getroffen werden. Zudem besteht die Option, besser über Dynamiken in der Beziehung sowie den eigenen Anteilen daran Bescheid zu wissen. Immerhin verändert sich das ganze System in der Beziehung, sobald sich auch nur einer der beiden Beteiligten in einer Kleinigkeit ändert. Auch die Eigenverantwortung des Einzelnen kann in einer Paartherapie, die alleine durchlebt wird, entsprechend gestärkt werden und in der Folge Veränderungen im Umgang miteinander auslösen. Geht es jedoch darum, Hilfsmittel der Paarkommunikation und zur Kommunikation zu verwenden, entstehen in einer Paartherapie durchaus Risiken.
Nachteile der Solotherapie
Neben den Vorteilen, gibt es auch Nachteile bei der Solotherapie. Diese können unter anderem darin liegen, dass Gespräche über Nichtanwesende schwierig sein können und eine einseitige Veränderung in der Dynamik schwierig machen. Es kann in der Folge dazu kommen, dass der Solo-Teilnehmer der Paartherapie sich selbst einbringt, wo auch der Partner seinen Beitrag leisten sollte. Eine Konsequenz kann sein, dass ein Beziehungsteil immer noch kämpft, der andere die Partnerschaft aber längst emotional verlassen hat. Der eigene Anteil am Konflikt kann falsch eingeschätzt werden, vor allem kann es zu der Ansicht kommen, immerhin etwas zur Rettung der Beziehung unternommen zu haben. Letztendlich kann ein Partner dem anderen auch vermitteln, dass das Konfliktpotenzial bei ihm liege. Damit werden mangelndes Selbstvertrauen und negative Selbstbilder geschaffen.
Es ist deshalb entscheidend für das Gelingen einer Paartherapie und für das Entstehen von Veränderungen innerhalb der Beziehung, dass beide Partner daran teilnehmen. Diese Form der Beziehungsarbeit alleine durchzuführen, kann allerdings ein erster Schritt sein um sich über die individuelle Haltung zur Partnerschaft und zu möglichen Konflikten klar zu werden und den Status Quo zu ermitteln.
Fazit
Zur Konfliktlösung oder zur Qualitätsverbesserung innerhalb der Beziehung kann eine Paartherapie hilfreich sein. Wichtig ist, dass beide Partner zu dieser Maßnahme bereit sein müssen und an der Beziehung arbeiten wollen. Sie müssen zudem bereit sein, Veränderungen anzunehmen.
Eine Paartherapie kann die Kommunikation innerhalb der Beziehung verbessern, aber auch zur Konfliktlösung und zum Durchbrechen negativer Verhaltensmuster beitragen. Zum Einsatz kommen dabei Techniken und Hilfsmittel zur Stärkung, aber auch zur langfristigen Erhaltung der Partnerschaft. Eine Solo-Paartherapie kann Sinn machen, beispielsweise, um sich der eigenen Haltung in Bezug auf die Beziehung bzw. darin schwelender Konflikte bewusst zu werden und Veränderungen zuzulassen.
Klar ist allerdings auch, dass eine Paartherapie nicht automatisch das Gelingen einer erfolgreichen Beziehung gewährleistet. Manchmal ist es vielleicht sinnvoller, als Paar auseinander zu gehen. In diesen Fällen kann eine Paartherapie bei der Trennung helfen und dazu beitragen, diese respektvoll und konstruktiv zu gestalten. Wie auch immer Beziehungsprobleme aussehen, eine Paartherapie kann immer eine nützliche und sinnvolle Hilfestellung sein – die eigentliche Arbeit macht aber immer das Paar, um das es geht.
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